Was bewegt Menschen, die jedes Jahr Erdfeste feiern? Und was nehmen sie mit? Wir möchten mit diesen Akteur*innen sprechen. Und herausfinden, welche Geschichten, Motivationen, Zweifel und Impulse für die Zukunft sich hinter den so bunten und vielfältigen Erdfesten verbergen.
Stimmen hinter den Erdfesten #5 –»Ich bin Teil dieser ganzen Lebendigkeit«, Andrea Kraus
Heute sind wir bei der bisher nördlichsten Erdfest-Akteurin zu Gast: im atelier natur und leben von Andrea Kraus – Kiel ist gleich um die Ecke.
Die dunkelrote Wand der Wohnküche im ehemaligen Demeter-Hof wirkt warm und einladend und gibt gleich einen kleinen Hinweis darauf, worum es Andrea am meisten geht: um Verbindung zwischen Kunst und Natur. »Mir war es total wichtig, wie ich mein inneres Weltbild von der Verbundenheit mit der Erde in die Welt bringen kann«, erinnert sich die Kunsttherapeutin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Deshalb gründete sie schon vor Jahren das Atelier in Tüttendorf, in dem neben Ausdrucksmalerei auch Übungen in Körperwahrnehmung und Naturerleben stattfindet. Und eben auch das Erdfest. »Das hat mich sofort angesprochen«, schwärmt Andrea, »dass ich gemeinsame Momente des der Erde Dankens erlebe.«
Gerade im Alltäglichen, wie dem Umsetzen des Komposts und dem Erleben der Humusentstehung ist das Wunder Natur tatsächlich greifbar, weiß die Norddeutsche, und so ist für sie erdfest zu sein auch ein bewusster Ausdruck davon »zu wissen, ich bin Erde!«
Zum atelier natur und leben http://www.atelier.naturundleben.org
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Stimmen hinter den Erdfesten #4 –»Es war von Anfang an ein Herzensruf«, Folgert Duit
Wer Folgert Duit trifft, spürt sofort die Ruhe, die der Mann mit dem markanten Kinnbart ausstrahlt. Vielleicht ist es die jahrzehntelange Erfahrung, die der gebürtige Bremer in und mit der Natur gesammelt hat; erst als Förster, später als Erlebnispädagoge und Betreuer. »Das war ein Teil meiner beruflichen Laufbahn«, sagt er bescheiden, »dass ich in der Natur eben auch mit Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen gearbeitet hab.«
Mittlerweile lebt und wirkt er im niederösterreichischen Städtchen St. Andrä-Wördern, etwa fünfundzwanzig Kilometer nördlich von Wien entfernt. Unter anderem als Gründer eines Waldkindergartens und des Vereins Naturheilraum, »um einen Raum zu schaffen, wo Menschen in Kontakt kommen können miteinander«, erklärt er, »und dem natürlichen Umfeld, was wir hier haben.« Und das ist reichhaltig zwischen Wienerwald und Oder.
Die Naturheilraum Allmende wirkt schon seit Beginn bei den Erdfesten mit: »Das Erdfest stillt das Bedürfnis, zu zeigen Dankbarkeit für diese Fülle von Gaben, die ich immer wieder von der Erde geschenkt bekomme«, und das mit wachsender Begeisterung, wie Folgert gerne berichtet. 2023 wollen die Menschen rund um den Naturheilraum in St. Andrä-Wördern drei Tage lang das Erdfest feiern. In Begegnung, Zeremonien und natürlich im Austausch mit der Natur.
Ganz besonders freut sich der Mann mit dem friesischen Vornamen darüber, mit Irma und Joe das aktuelle Team vergrößert zu haben. Deshalb kommen beide in seinem Namen in diesem Interview ebenfalls zu Wort.
Impressionen vom Erdfest 2023 im Naturheilraum St. Andrä-Wördern
Zum Naturheilraum https://www.naturheilraum.at
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Stimmen hinter den Erdfesten #3 – »Das Erdfest gibt Hoffnung«, Solveig Feldmeier
Wenn man sich mit Solveig Feldmeier unterhält, bekommt man schnell den Eindruck, einem Menschen begegnet zu sein, der vor lauter Ideen und Engagement überzufließen droht. Fragt man sie danach, lacht sie und sagt, sie bringe einfach gerne Menschen zusammen. »Ich glaube, das ist mein Talent und ich habe ganz viel Freude daran.« Im April 2021 gründete sie unter anderem mit ihrem Mann die Regionalgenossenschaft Harz.Coop eG in Harzgerode mit dem hohen Ziel, den Harz durch gemeinsames Wirken und Wirtschaften enkeltauglich zu machen. Für sie heißt das preisgünstig und sicher zu wohnen; regionale Versorgung durch Solidarische Landwirtschaft; leichter Zugang zu Kultur und Bildung und eine funktionierende Infrastruktur in der Harzregion.
Die erdfest-Initiative ist für sie ein weiterer Baustein auf diesem Weg: »Das wichtige ist tatsächlich, das wir miteinander in den Dialog gehen müssen«, sagt die ehemalige Lehrerin für Deutsch und Englisch, »miteinander ins Tun kommen und nicht vergessen, das Leben zu feiern – trotz aller Widrigkeiten.«
Impressionen vom Erdfest 2023 und vom Erdfest 2022 der Harz Coop eG
Zur Regionalgenossenschaft Harz Coop eG in Harzgerode https://harz.coop und zum Soziokulturellen Zentrum ATHINA Harzgerode e.V. https://sz-athina.de
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Stimmen hinter den Erdfesten #2 – »Dieses Grounding tut uns einfach gut«, Johannes Schinkel
Linzgau, nah am Bodensee. Etwa siebzehn Familien kümmern sich hier in ihrer Initiative Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, gemeinsam um ihren gepachteten Acker. Streng nach Demeter Richtlininen – biodynamisch. Und ganz ohne Gärtner. Das ist in einer Solawi eine Besonderheit. »Wir überlegen uns, was können wir zusammen anbauen und wie können wir das teilen«, erklärt Johannes Schinkel das Konzept. Die Ernte, zwischen Mai und November eingeholt, ist meistens sogar zu viel, erzählt er nicht ohne Stolz, dann wird zum Beispiel das Gemüse eingemacht.
Das schöne an der erdfest-Initiative ist unter anderem für ihn, »dass es um die Johanni-Zeit stattfindet: ein Gegenpol zu Weihnachten.« Der Johannistag markiert nicht nur das Ende der Schafskälte, sondern auch die Geburt Johannes des Täufers. »Die Veränderung in der Erde ist dann besonders spürbar«, findet der gelernte Arzt. Ein Grund mehr für ihn, die Erde um den Mitsommer herum mit seiner Ackergemeinschaft Solawi-Initiative Linzgau und anderen erdfest-Initiativen zu würdigen und zu pflegen.
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Stimmen hinter den Erdfesten #1 –»Diese Verbundenheit macht mich ganz stark«, Christel Utters
Mein erstes Gespräch durfte ich mit Christel Utters führen. Seit 15 Jahren betreibt sie in Dockweiler die Wirkstatt Eifel. Ein Ort für Menschen, die innehalten möchten, um unter anderem bei Meditation, Tanz und Therapieangeboten neue Kraft schöpfen zu können. »Ein heilender Raum«, erklärt Christel, »der Begegnung und Spiritualität.«
In der erdfest-Initiative sah die erdfest-Akteurin aus der Vulkaneifel im Sommer 2018 eine gute Möglichkeit des Zusammenwirkens. Und im Laufe der Zeit wurde das Erdfest für Christel und das Wirkstatt-Team immer mehr zu einem Rahmen, um Bewusstsein für den heilenden Raum zu schaffen – im Kontakt mit der Erde, für die sie sich in Zukunft »einsichtigere Wesen« wünscht. Erdfest zu sein, sagt sie berührt, ist für sie »Verbundenheit und die Möglichkeit, mich inhaltlich mit anderen zu beschäftigen.«
Impressionen von den Erdfesten der Wirkstatt Eifel: 2023, 2022, 2021, 2020, 2019 und 2018
Zur Wirkstatt Eifel: www.wirkstatt-eifel.de
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Wer hat Lust, mitzuwirken? Wir freuen uns über Impulse und eure Ideen!
Mein Name ist Alexander Czogalla (alexander.czogalla@erdfest.org) und ich bin dein Ansprechpartner im erdfest-Kernteam für diese Gruppe.