evolve Magazin und emerge bewusstseinskultur e.V.

Mit unserem evolve Magazin fühlen wir uns der erdfest-Initiative sehr verbunden, denn das Anliegen, Lebendigkeit in eine tiefere Erfahrbarkeit zu bringen und miteinander zu teilen, ist auch die Basis unserer Arbeit. Wir schätzen es sehr, wie Hildegard Kurt und das erdfest-Team sich dafür einsetzen, damit sich ein tieferes Verständnis für die natürliche Wechselseitigkeit alles Lebendigen entfalten kann. Für uns war es in diesem Jahr das vierte Erdfest. Die Erdfeste sind uns immer ein sehr willkommener Anlass, bei dem Interessierte sich gemeinsam dem Ungetrenntsein allen lebendigen Seins annähern können. Gerade im Miteinander lässt sich auf besondere Weise erfahren, dass wir – noch vor jedem Gedanken – in die größeren und unerschöpflichen Prozesse des Lebens eingebunden sind. Diese Art der Verbundenheit ist auch für die Arbeit in unserem Verein emerge bewusstseinskultur e.V. und beim evolve Magazin für Bewusstsein und Kultur zentral ist. Da wir vor allem Angebote zu Meditation und Dialog machen und diese sehr häufig im Rahmen von Video-Konferenzen, haben wir uns Erdfest wieder im Rahmen eines Online-Events begangen.

Lebendigkeit am Bildschirm? Wer es noch nicht erfahren hat, dass im Virtuellen eine Bewusstseinsarbeit möglich ist, die in die Tiefe geht, mag das ungewöhnlich finden. In unserer Arbeit können wir indes immer wieder die Erfahrung machen, dass sich unsere menschliche Anwesenheit hier ebenso gut entfaltet und vermittelt wie bei persönlichen Treffen an einem physischen Ort. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, die Abwesenheit der Natur in diesem virtuellen Raum erleichtert es auf subtile Weise, aus dem Lebendigen kein Objekt zu machen, sondern seine Essenz, die uns als Menschen schon immer mit unserer Mitwelt verbindet, mehr in den Vordergrund unseres Wahrnehmens rücken zu lassen. Genau das war auch die Erfahrung unseres diesjährigen Erdfestes, die wir mit einer Gruppe von bis zu 23 Menschen in zwei Stunden der Meditation und einer Stunde des Dialogs online machen durften.

Zur Einstimmung in die erste Stunde unserer Meditation haben wir gemeinsam einen Auszug aus dem Buch »Die Welt ins Herz schließen« des im vergangenen Jahr verstorbenen buddhistischen Lehrers Thich Nhat Hanh gelesen. Der Text formuliert auf poetische Weise, wie alles mit allem verbunden ist und wie letztlich unsere innere Haltung zum Lebendigen zur Ursache vieler Trennungen werden kann: »Wir ziehen eine Trennlinie zwischen Einem und Vielem, Diesem und Jenem. Wenn wir wahrhaft die Natur der wechselseitigen Abhängigkeit eines Staubkorns, einer Blume und eines menschlichen Wesens erkennen, verstehen wir, dass Einheit ohne Verschiedenheit nicht existieren kann. Einheit und Verschiedenheit durchdringen einander frei. Einheit ist Verschiedenheit und Verschiedenheit ist Einheit. Das ist das Prinzip des Interseins.« Auch die Erdfest-Vision, dem Lebendigen Lebendigkeit zurückzuschenken, wurde angesprochen: »So viele Wesen des Universums lieben uns bedingungslos. Das Lied eines Vogels kann Freude, Schönheit und Reinheit ausdrücken und unsere Vitalität und Liebe erwecken. … Wir sollten unser Bestes tun, allen Lebewesen so wenig Schaden wie möglich zuzufügen. … Wir müssen lernen, bedingungslose Liebe für alle Wesen zu praktizieren, damit Tiere, Luft, Bäume und Mineralien weiterhin sie selbst bleiben können.« Die zweite Stunde unserer Meditation wurde zu Beginn musikalisch untermalt von dem Stück »Seijaku«, was Stille bedeutet, gespielt von dem Shakuhachi-Spieler Adrian Freedman. Die zarten Klänge der japanischen Bambusflöte ließen uns alle die Zartheit all der Lebensprozesse, mit denen wir verbunden sind, erahnen.

In unserem gemeinsamen Dialog im Anschluss an die Meditationen war ein besonderes Ergriffensein in unserem virtuellen Raum spürbar. Die Qualität des Sich-Öffnens, die sich im Meditieren einstellt, hatte uns transparenter werden lassen für die tieferen Geheimnisse des Lebens. Einige der Teilnehmenden sprachen sogar von einem heiligen Moment. Womöglich müssen wir gar keine Beziehung zum Lebendigen »herstellen«, sondern es ist unsere Empfänglichkeit, die uns für die natürliche Lebendigkeit, der wir immer schon teilhaftig sind, wieder ansprechbar werden lässt. In unserem co-kreativen Erfahrungsraum jedenfalls zeigte sich, dass Natur und all die Ökosysteme, in denen wir leben, nicht »irgendwo da draußen« sind, sondern gleichermaßen in unserer menschlichen Anwesenheit immer schon leben. Erkenntnisse wie diese hatten für die Beteiligten auch etwas Befreiendes. Bei all den bedrückenden Entwicklungen, die die Klimakrise nimmt, gerät man leicht in Gefühle der Ohnmacht, weil es uns als Einzelnen kaum möglich scheint, in den großen planetarischen Prozessen auf eine bessere Balance zwischen Mensch und Mitwelt hinzuwirken. Doch uns als Menschen miteinander so lebendig wahrzunehmen gibt auch Hoffnung, weil in Momenten wie diesen einfach spürbar wird, wie sehr das Leben wirklich leben möchte – durch uns und mit uns. Wir sind der erdfest-Initiative sehr dankbar, dass sie nun schon über Jahre immer wieder zu Erfahrungsräumen einlädt, in denen wir uns dem Lebendigen so zuwenden können.

Nadja Rosmann

www.evolve-magazin.de, https://emerge-bewusstseinskultur.de

Wer steht hinter diesem Erdfest?

evolve Magazin und emerge bewusstseinskultur e.V.
Nadja Rosmann

60439 Frankfurt
Deutschland

nadja.rosmann@evolve-magazin.de

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