Land & Kunst e.V.
Gedanken zum Fest
von Peter Henze, Land & Kunst e.V.
… die machen wir uns eigentlich nur zu Weihnachten und anlässlich von Festen, deren tieferer Sinn uns meist längst verloren gegangen ist. Wir begehen auch kein Erntefest, kein Schützenfest und auch nicht die vielen Feste, die sich inzwischen meist in Schlemmen und Konsumieren erschöpfen.
Wir haben ein Erdfest begangen und uns einer neuen Initiative angeschlossen, die Boden und Natur ehren will. Ein besonderer Name. So vieles, was mit Boden, Natur, Heimat verbunden ist, Gedanken, Worte und Lieder wurde uns während der nationalsozialistischen Herrschaft gestohlen. Es dürfte an der Zeit sein, einiges wiederzugewinnen, jenseits nationaler und herrschaftlicher Attitüden. Denn die Erde gehört keiner Nation, keinen Regierungen, keinen Herrschaften, wohl auch nicht den Menschen. Eher gehören wir der Erde, sind ein Teil, der Erde, der Natur, aus der wir kommen, von der wir leben, und in die wir wieder eingehen werden. Diese Einbindung verloren zu haben, uns zu erheben über die Natur: Dies scheint mir der große Irrtum menschlichen Weges zu sein, den es zu korrigieren gilt.
Dank, Achtung und Respekt, Zuneigung eigentlich auch zeichnen den Gedanken dieses neuen Festes aus. Und alles gehört dazu: Erde, Bäume, Tiere und Menschen – »jeder Teil dieser Erde ist unserem Volk heilig«, so die Indianer.
Dieser Dank steht der unendlichen Arroganz, Überheblichkeit des Menschen und der Ausbeutung der Erde entgegen. Praktische und politische Maßnahmen sind gut und notwendig, aber vielleicht bedürfen wir auch der spirituellen Sorgfalt gegenüber dem, was uns Tag für Tag nährt, erhält und trägt. Ein gutes Fest, das wir da erstmals begangen haben.
Das neue Buch des Club of Rome zur Situation der Welt und der Umwelt trägt den Untertitel »Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen«. Für uns hier auf dem Hof Arbste ist dieser Satz von besonderer Bedeutung, denn bald verlangt die Frage, »brechen wir noch einmal auf, oder bleiben wir?«, Antwort. Bleiben wir hier unter unserer großen Kastanie und dem von ihr gehüteten Reich, müssen wir die Kraft haben, uns nehmen, unsere Geschichten für ein gutes Leben weiter unverdrossen zu erzählen, gerade auch angesichts anderer Lebensweisen und Menschenideen ringsum. Unsere Utopie erzählen und leben, täglich, ohne an den sie verhindernden Kräften zu verzweifeln.
Wir leben in Zeiten, in denen uns Biologen, Neurologen und Quantenphysiker das neu erzählen, wovon Weise und Mystiker seit Jahrhunderten sprechen – dass wir alle Teile eines großen Ganzen sind. Und in unterschiedlichen Worten reden sie alle davon, dass ein radikaler Sichtwechsel notwendig sei, anders reden, handeln, essen – um dem Geheimnis vielleicht auf die Spur zu gelangen, zu erfassen, wie schön trotz Kriegen, Ungerechtigkeit, Mastställen und Donald Trump eigentlich das ist, was wir Leben nennen und erleben dürfen. Empathie in all ihren verschiedenen Erscheinungsformen scheint das große Thema von morgen zu werden. Sie beginnt mit lauschen, schauen und erzählen, das Ich erhält einen bescheideneren Platz, und das Du, das Wir beginnt sich zu entfalten.
Vielleicht gelingt uns im nächsten Jahr ein großes Erdfest hier. Jetzt haben wir einfach begonnen.
Nachstehend unsere im Anschluss an das Erdfest verfasste Pressemitteilung:
Ehrentag für die Natur – Erdfest mit Waldspaziergang auf dem Hof in Arbste
Kurzfristig und sehr spontan haben sich die kulturellen Ideengeber von Land & Kunst e. V. der ERDFEST-Initiative angeschlossen. »Dem Lebendigen Lebendigkeit zurück schenken – bewusst sein. Eine Antwort geben auf den Zustand der Welt«, so lautet das Credo dieses Tages, der fortan um die Sommersonnenwende herum begangen werden soll. So machte sich »Waldmarie« Vera Henze – in Zusammenarbeit mit dem Tourismusbüro Bruchhausen-Vilsen und den Niedersächsischen Landesforsten – mit einer Gruppe interessierter Freunde und Nachbarn auf zu einem Spaziergang durch den Arbster Wald. Lauschen und schauen, den Wald neu sehen, erfahren, ungewöhnliche Perspektiven (s. Foto) und Neues erfahren – so lautete die Einladung. Und ein kleines Erdfest schloss sich an mit gemeinsamem Essen, Texten und Austausch vieler Gedanken: Erfassen wir, was der Boden, die Erde für uns und unser Leben bedeuten? »Vielleicht ist das überhebliche Heraustreten des Menschen aus der Natur eine der größten Verirrungen menschlicher Entwicklung«, so eine Ansicht, kontrapunktiert von alten Indianer-Klängen zu dem Text »Jeder Teil dieser Erde ist unserem Volk heilig«. Die Einladung zu einem Erdfest soll es auch im nächsten Jahr geben, ein neuer Impuls aus Arbste, der ökologische und kulturelle Aspekte vereint. Eine Ehrerbietung an das was uns trägt und nährt – ohne ideologische Enge, vielmehr verbindend über Kulturen, Religionen und Philosophien hinaus.
Wer steht hinter diesem Erdfest?
Arbste 7
27330 Asendorf
Deutschland